Freitag, 16. Oktober 2009

James McManus schreibt eine Kulturgeschichte des Poker

James McManus ist Pokerspieler und Bestseller-Autor, und er hat eine dieser märchenhaften Pokergeschichten, die das Spiel gelegentlich schreibt, am eigenen Leib erlebt. Im Jahr 2000 fuhr er als Reporter zur World Series of Poker, um für das Harper's Magazin über erfolgreiche Pokerspielerinnen und den Tod von Ted Binion zu berichten. Seinen Vorschuss verwandte McManus darauf, sich in einen Main Event-Satellite einzukaufen, und er qualifizierte sich tatsächlich. Teilnehmende Beobachtung als Methode. Die gute Laune des Schicksals war damit noch nicht vorbei. McManus schaffte es bis an den Finaltisch. Er wurde Fünfter und sackte etwa $250.000 ein. Aus dieser Geschichte wurde ein Buch und ein Besteller: Positively Fifth Street: Murderers, Cheetahs, and Binion's World Series of Poker.Sowas nennt man wohl einen Lauf.

Demnächst erscheint ein weiteres Buch von McManus. Über Cowboys Full: The Story of Poker hört man bereits viel und oft Gutes. Wenn das Buch hält, was ein kürzlich veröffentlichter Artikel von McManus mit dem Titel "What Poker can teach us" verspricht, dann erwartet den Leser so etwas wie eine Kulturgeschichte des Poker. Warum ausgerechnet Poker zum Lieblingsspiel der Amerikaner wurde, erklärt McManus mit der Geschichte Amerikas als Einwanderungsland, einem Migranten-Gen, der Bereitschaft, das Glück auf die Probe zu stellen. Diese Bereitschaft hat auch in der Wendung "pursuit of happiness" Eingang in die amerikanische Verfassung gefunden. In dem Artikel weist McManus auf weitere kulturgeschichtliche Wechselwirkungen zwischen Spiel und Gesellschaft hin:

"The national card game still combines Puritan values—self-control, diligence, the slow accumulation of savings—with what might be called the open-market cowboy's desire to get very rich very quickly. The latter is the mind-set of the gold rush, the hedge fund, the lottery ticket of everyday wage-earners. Yet whenever the big-bet cowboy folds a weak hand, he submits to his Puritan side. As Walter Matthau drily put it, poker "exemplifies the worst aspects of capitalism that have made our country so great."

Und McManus bricht eine Lanze für die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Spiel und seinen Strategien, die in vielen Bereich des Lebens hülfen. Tatsächlich gibt es bereits eine The Global Poker Strategic Thinking Society, die 2006 von den "Harvard Law School"-Professoren Charles Nesson and Lawrence Lessig gegründet worden ist. Nesson schreibt, er fordere seine Studenten auf, Poker zu spielen: "i teach them to play poker and to see in the game a language for thinking about and an environment for experiencing the dynamics of strategy in dispute resolution."

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